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Fädentanz
Ich weiß nicht was er mit mir vor hat. Ich weiß nicht wer er
ist. Wo ich bin, und warum? Das war überhaupt meine größte Frage, warum? Was
habe ich gemacht? Ich weiß nicht ob gerade Tag oder Nacht ist, wie viel Zeit
schon vergangen ist aber es fühlt sich nach mehreren Tagen an, die ich nun
schon im dunklen Sitze. Ich habe schreckliche Angst. Vor meiner Zeit im dunklen
war ich auf einem Flohmarkt unterwegs. Ich hoffe jede Stunde und Minute, die
ich hier lauschend und zusammengekauert verbringe, dass dies nicht mein letzter
Tag draußen war. „Ich will hier raus, raus, raus! Verdammt nochmal“, schreie
ich in mich hinein. In echt ist es wohl nur ein wimmern. Immer wieder keimt in
meinem Kopf die Erinnerung an den Flohmarkt auf. Ich gehe alles was ich noch
weiß Minute für Minute nochmals durch. In der Hoffnung ein Detail in meiner
Erinnerung zu entdecken, welches mir sagen kann wer mich hier gefangen hält.
Denn ich verstehe den Sinn nicht. An diesem einen Tag war ich einfach nur
genervt auf dem Flohmarkt unterwegs, mit meiner Oma, die mich fast jeden
Sonntag danach fragt. Ich hasse Flohmärkte aber manchmal überwiegt einfach das
schlechte Gewissen nach zu vielen Absagen. Wäre ich doch nur nicht mitgegangen.
Aber aus dieser was wäre wenn Phase bin ich schon längst raus, dazu bin ich
schon zu lange in meinem schwarzen Gefängnis. Ich erinnere mich immer wieder
zurück an den Flohmarkt. Mit einmal fallen mir Dinge ein, die ich damals aus purer
Genervtheit über meine senile Großmutter gar nicht Wahrgenommen habe. Ich
erinnere mich an den alten beißenden Geruch von dem ganzen Verkaufsplunder. Ich
erinnere mich an die ganzen sinnlosen Dinge die Menschen verkauft haben. An die
unterschiedlichen Sprachen und an das starke Gedrängel. Mit einmal, diese Hand
und ich war weg. Ich weiß nichts mehr, und ich habe absolut keine Ahnung wer
mich hier gefangen hält. Nichts passiert, ich sitze hier nur in meinem dunklen
Gefängnis. Ich habe geschrien ich habe Panik gehabt, ich habe die Wände
abgetastet, ich habe gegen das Holz gehämmert. Ich habe meine Finger am Holz
blutig gekratzt, jeder Befreiungsversuch umsonst. Jedes Schreien, umsonst.
Manchmal habe ich mir gewünscht dieses dumme Schwein würde mich rausholen und
wenigstens vergewaltigen oder sonst irgendwas. Aber ich warte hier nur und habe
keine Ahnung warum er mich hier eingesperrt hat. Was er mit mir vor hat? Mein
Gehirn malt sich bestimmt schon schlimmere Bilder aus als er sich selbst. Dabei
ist er der … Das Warten auf nichts ist viel Schlimmer als das was passieren könnte.
Seit Tagen gefühlt sitze ich lauschend da auf eine Stimme, auf Schritte, Ihn,
irgendwas. Das Holz stinkt. Ich kann mich hinstellen aber nur einen Schritt
gehen doch außer einem alten rostigen Eimer mit Wasser, welches ich
wiederwillig trank war hier nichts. Schon einige Stunden nachdem ich hier
angekommen war habe ich eine Ecke als Wc ausgemacht. Sie stinkt fürchterlich,
doch selbst die Nässe macht das Holz nicht morsch. In meiner Verzweiflung
begann ich schon vor einem Tag die Abgekratzten Holzstücke zu essen. Ich werde
hier sterben, er wird nie kommen, es hat alles einfach keinen Sinn oder ist
genau das der Sinn? Mein Kopf schmerzt höllisch vom Nachdenken. Meine Hoffnung
auf Rettung ist genauso klein wie die Hoffnung Ihn zu treffen. Denn wie sollte
meine senile Großmutter schon eine Vermisstenanzeige aufgeben. Wie sollte sie
mich oder den Flohmarkt Tag beschreiben können. Ich lege mich mit dem Kopf
gegen ein Scharnier, welches ist ertastet habe und versuche zu Schlafen. Die
ständig aufkommende Panik macht mich müde. Ich werde hier sterben, keine Ahnung
in welchem Gebäude, in welchem Raum. In einem Schrank.
-
Sie schloss für einen Moment die Augen, als sie den ersten
Schluck ihres Kaffees trank. Den meisten Menschen wäre er noch viel zu heiß
gewesen. Doch sie hatte sich daran gewöhnt, ihn sofort zu trinken, weil ihr oft
nicht viel Zeit blieb. Außerdem war dieser aus Wasser und Pulver zusammen
gemischte Trank, von dem alten Automaten, sowieso nie ganz heiß. Als sie ihre
Augen wieder öffnete spürte sie die Blicke der vielen alten Leute die sie
erwartungsvoll anstarrten. Genervt machte sie kehrt und betrat wieder den
kleinen schmälern eingerichteten Raum des Altenheims. Sie hasste diese Art
ihrer Arbeit. Aufgrund steigenden Personalmangels übernahm sie an vielen Tagen
die Arbeit von den Kollegen der Wache. Sie konnte sich nicht ausmalen, wie
diese Menschen jeden Tag solche Fälle aufnehmen können. Mehrere Stunden
befragte sie mit einem anderen Kollegen schon diese zerstreute Frau, bei der
jedem sofort wieder ins Gedächtnis gerufen wurde wie schlimm Alzheimer ist.
Doch genauso schlimm ist es auch wenn diese eine Person eine Anzeige aufgeben
will, bei der man nicht einmal einschätzen kann ob es die vermisste Person
überhaupt gibt. Noch nicht einmal einen Namen hatten sie rausgefunden. Zurück
in ihrem Zimmer überraschte sie ein Mann. „Hallo, Siegfried mein Name ich ehm…
ich bin ein Freund von Heidi.“. „Guten Tag, Sophia Groß, wir ermitteln hier
aufgrund einer Vermisstenanzeige“, im Hintergrund das nicken ihres Quarkbällchen
essenden Kollegen. „Oh ja, es muss sich um ihre Enkelin Rebecca handeln, ein
sehr reizendes junges Mädchen. Genauso reizend wie du Heidi“ er lächelte, doch
sie saß weiterhin in ihrem Stuhl und brabbelte etwas über Wolle und Wollfäden.
„Sie kennen die besagte Enkelin?“ nach Stunden des sinnlosen Vernehmens war
Sophias Aufmerksamkeit geweckt. Sie stellte ihren Kaffee beiseite. „Oh ja, sie
ist selten hier, ihr fällt es schwer mit Heidi, aber früher am Anfang als es um
Heidi noch besser stand, da war sie oft da und spielte mit ihr. Heidi nähte ihr
oft Kleider, rote, blaue, sie passten wunderbar zu ihren blonden Haaren. Heute
gehen sie meist auf Flohmärkte. Ich gehe auch oft mit ihr, nich Heidi“ Mit
einmal veränderte sich der Blick der alten Dame, sie schien sich an etwas zu
erinnern, doch es war nur eine Sekunde dann war der Funke wieder entschwunden.
Sophia gab auf und versuchte nicht mal mehr etwas aus der Dame heraus zu
bekommen. Sie vertraute daher auf Sigfried und fragte ihn nach Rebeccas Daten. Viel
wusste er nicht, daher beschloss sie nach einigen Minuten in denen die
wichtigsten Fakten ausgetauscht wurden zu gehen. Höflich verabschiedete sie
sich noch von Heidi, ihr war aber wohl anzumerken wie ungern sie hier war. Auf
dem Weg zum Streifenwagen viel ihr auf, was sie vergessen hatte. Ihren Kaffee,
wie immer. „Frau Groß, warten sie.“ Hörte sie die freundliche Stimme der jungen
Praktikantin im Altenheim. „Ich soll Ihnen dass hier geben, Heidi, sie naja,
sie war außer sich und hat sich gegen ihren Mittagsschlaf gewährt. Sie dachte
sie wären Rebecca und wollte ihnen das hier geben.“ Ihre dünne zierliche Hand
reichte mir eine Vase. „Sie wissen ja, die Krankheit, ich wusste nicht wohin
damit, bitte nehmen sie sie. „Wortlos nahm die Kommissarin die alte hässliche
Vase entgegen und verabschiedete sich.
-
-
In ihrem Büro gingen sie und ihre Kollege Nick wieder
getrennte Wege. Jeder wusste hier, auf der Wache, dass sie eigentlich nicht
hier hingehörte und es auch nicht sein wollte. Wieder allein stellte sie die
Vase seufzend auf ihren Schreibtisch und begann die Kartei nach der Vermissten
zu durchsuchen. Rebecca Horn, 22 Jahre, Studentin, groß, normale Figur, blond,
hübsch, sogar auf ihrem Passbild war ein kleines Lächeln angedeutet. Sehr
hübsch. Ihre Eltern waren früh verstorben, daher wuchs sie bei Heidi auf. Seit
sie 18 ist wohnt sie allein in einem guten Viertel in Uni nähe. Nichts Auffälliges,
nichts Prägnantes. Da die Recherche, ohne einen weiteren Hinweis von Heidi,
sinnlos war beschloss Sophia Feierabend zu machen. Was für ein sinnloser
Arbeitstag. Wenigstens konnte sie das Date was sie am Abend hatte ein wenig
aufmuntern.
-
-
Der aggressive Ton ihres Handys weckte sie. Panik, hatte sie
verschlafen? Das Date war gestern lang gewesen, auch wenn er ihr nicht besonders
gefallen hatte. Müde drückte sie den grünen Hörer. „Frau Groß, eine Leiche
wurde gefunden. 1,75 groß, blond, Todeszeitpunkt war schon vor mehreren Tagen…
„. „Moment, moment,“, sie brauchte eine Weile bis sie geistig ganz wach war.
Erst dann viel ihr der Zusammenhang zu ihrem gestrigen Fall auf. Rebecca, groß,
blond mehrere Tage tot… Während ihr Kollege sie über den merkwürdigen Fundort
an einer Müllhalde aufklärte zog sie sich mit einer Hand Bluse und Hose an.
„Tasanstraße 4 alles klar ich komme“ waren ihre hektischen Worte bevor sie
auflegte. Sophia war wieder ganz die Alte. Das war ihr Ding, schnell fuhr sie
zu beschriebener Stelle. Nichts mehr von der Langenweile gestern war übrig
gewesen. Nichts mehr von dem Date war in ihrem Kopf, nein wenn sie einen Fall
als Kiminalhauptkommissarin hatte konnte sie sich ganz darin verlieren.
Nebenbei trieb sie ihr schlechtes Gewissen an. Was wenn es Rebecca ist? Es war
ihre Zuständigkeit. Sie hatte es nicht ernst genommen. Studenten melden sich
häufiger nicht bei ihren Großeltern. Oder wusste Heidi viel mehr als sie sagen
konnte. Schon nach 20 Minuten kam sie am Fundort an. Und beendete das sinnlose
spekulieren. Es war schon alles abgesperrt. Sie stieg aus und fuhr sich einmal
schnell im Gehen durch die langen braunen Haare, wobei sie die Blicke der Müllstellenarbeiter
auf ihrem Körper und vor allem auf ihrer übergeworfenen Bluse spürte. Doch sie
war nicht eine von denen, die schnell kontrollierte ob noch ein Knopf offen
war. Sie genoss die Blicke, bevor sie wieder ganz in ihre Arbeit vertieft war.
„Die Arbeiter haben sie heute Morgen bei Schichtbeginn gefunden.“ klärte man
sie auf. Vor ihr lag ein alter morscher Kleiderschrank. Sie hatte schon viel
gesehen doch dieses makaber verzierte Möbelstück flößte ihr aus irgendeinem
Grund Respekt ein. Sie dachte an Rebeccas Passbild, hatte es vor sich als sie
die erste Tür öffnete und die junge Mädchenleiche sah. Rebecca sah. Sie schloss
die Tür wieder und deutete dem Zuständigen an die Leiche Ordnungsgemäß für die Rechtsmedizin,
aus dem Sperrmüll zu bergen. Erste Paparazzi waren da. Die Kollegen versuchten
diese vom Fundort zu verweisen. Sophia ging zu ihrem Wagen zurück. Sie ging
vorbei an den fragenden Blicken der Kollegen. Dann hörte sie das Blitzen von
den Kameras und dazwischen eine Frau in ihr Diktiergerät sprechen. Der Name
Marie viel, einmal, zweimal…. Sophia drehte sich um. Hinter ihr überkam sie ein
fürchterliches Bild. Es war nicht Rebecca, es war ein anderes Mädchen welches
ihr gänzlich ähnlich sah. Die Kollegen hatten Mühe die Leiche zu bergen. Im
Schrank und von hinten war das Mädchen kaum zu erkennen gewesen. Doch jetzt,
neben dem Korpus hingen alle Extremitäten in verschiedene Richtungen nach
unten. Jedes Gelenk war ihr ausgekugelt worden. Sophia rannte zurück ins
Geschehen. Das Mädchen war grauenhaft zugerichtet. Nicht nur Arme und Beine
waren ausgekugelt, auch Unterarm, Knie, und jeder einzelne Finger. Rechts und links
von den Gelenken klafften große
Tackernadeln aus entzündeten Wunden. Auch das Gesichts des Mädchens war
grauenvoll entstellt, was wohl das perverseste an diesem Fund war. Die
Mundwinkel waren hoch zu den Wangen zu einem grauenhaften Lächeln getackert worden.
Es war leise, geradezu totenstill. Keine Kamera klackte mehr. Selbst Sophia hatte
so etwas noch nie gesehen. Wer macht so etwas, wie ist das ein zu ordnen, war
diese Tat sexuellen Grundes oder Folter, in welche Richtung sollte sie hier
ermitteln. Sie hatte nichts mehr zu sagen, daher wies sie an jeden anderen
Schrank auf dem Gelände ebenfalls zu untersuchen und ein Eilverfahren in der
Rechtsmedizin zu beantragen. Sie stieg in ihren Wagen und brauchte noch einen
Moment bevor sie den Motor startete und unter den angewiderten Blicken der Journalisten,
auf die Leiche, losfuhr. Viele andere hatten sich von dem Anblick abgewendet.
Doch Sophia konnte nicht. Denn das war ihr Job. Hinzuschauen und versuchen den
Täter zu finden. Genau das tat sie jetzt.
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-
Nach einigen Tagen war klar, dass keine Zeit mehr zu
verlieren ist. Denn es wurde noch eine weitere Mädchenleiche auf dem Sperrmüll
gefunden. Ebenfalls wies sie die gleichen Verletzungen auf wie Maries Leiche.
Und auch das Aussehen der beiden ließ auf eine Mordserie schließen. Ebenso wie
Rebecca und Marie war sie groß, schlank, blond und hatte ein besonders schönes
Lächeln gehabt. Sophia hatte der Fall
nicht mehr losgelassen. Sie konnte nicht schlafen, nicht essen, hatte alle
Dates abgesagt. Ihr war bewusst, dass sie nicht mehr nur im Fall Rebecca
ermittelte, nein, der gesamte Fall dieser Mordserie lag jetzt unter ihrer
Führung. Sie konnte sich denken wo Rebecca jetzt war. In einem Schrank. Doch wo
steht der? Bei dem Gedanken daran, was ihr blühte oder wie viele Gelenke noch
ihrem Körper folgten schließt Sophia die Augen und besinnt sich weiter zu
Arbeiten. Denn nur so kann sie Rebecca jetzt noch helfen. Die Gerichtsmedizin
ergab, dass die Leichen an ihren Verletzungen zu Grunde gegangen sind. Das
Ausmaß der Schmerzen und der Angst die die Mädchen erlitten haben mussten
bringt sogar Sophias Haut dazu sich zu einer Entenpelle zusammen zu ziehen. Sie
wurden nicht umgebracht. Sie hatten alle diese Verstümmelungen lebendig und
nacheinander ertragen müssen. Wurden sie also entweder zu Tode gefoltert oder ….
Sophia eckt immer wieder an. Was sollte der Täter von der Folter haben, die
Mädchen haben nichts gemeinsam, kennen sich nicht, sind willkürlich ausgewählt,
was will er aus ihnen rausbekommen? Anhand des getackerten Lächelns ist der
Kommissarin klar, dass hier jemand mit psychischen Problemen gesucht wird. Es
muss eine Verbindung zu diesen Mädchen aufgebaut haben. Auf seine kranke und
würdelose Weise. Doch warum hat er die Leichen dann so makaber entsorgt? Und
warum jedes Mal in einem Schrank? Was hat er davon? Wer ist er? Dieser Fall bringt Sophia an ihre Grenzen.
Jede dieser Fragen wirft ein weiteres großes Fragezeichen auf. Sie versucht
sich bei jedem Fall in den Täter hinein zu versetzten. Tag und Nacht zerrauft
sie sich die Haare beim Nachdenken. Doch sie entdeckt keinen Sinn. Sie weiß, dass
sie Rebecca finden muss. Schnell. Doch wo soll sie weitermachen? Die Befragung
der Familien von den anderen beiden toten Mädchen konnten keinen Aufschluss
geben. Wut und Hoffnungslosigkeit, die ihrem Schlafverlust zu zuschulden sind,
überkommen sie. Sie musste wieder zu Heidi. Zu der Senilen in das Altersheim,
welche ihr zuvor schon den letzten Nerv geraubt hatte. Das es nicht viel
bringen würde war ihr bewusst. Was soll sie der armen Frau sagen. Sie würde es
doch nicht verstehen. Wenn sie von den Leichen wüsste und dem was Rebecca wahrscheinlich
auch bevor steht… Sophia lässt den Kopf fallen und nimmt die Vase in die Hand, als
habe sie Rebecca schon aufgegeben. Sie sollte ihr diese zurückgeben. Doch was
ist das? Ihr fällt ein Zettel ins Auge. Sie hat in das hässliche Ding noch nie
reingeguckt. Auf dem Zettel steht. „Flohmarktkiste 5€“. Sie reist den Kopf
hoch. Ihre Augen weiten sich. „Heute gehen sie meist auf Flohmärkte.“, „Heidi,
sie war außer sich und hat sich gegen ihren Mittagsschlaf gewährt. Sie dachte
sie wären Rebecca und wollte ihnen das hier geben.“ Siegfried, die
Praktikantin. Heidi, Rebecca. Sie hat wieder Heidis Augen vor sich. Sie müssen
als letztes zusammen auf einem Flohmarkt gewesen sein. Sonst hätte Heidi die
Vase schon längst Rebecca gegeben. Das Mädchen muss dort verschwunden sein.
Deswegen konnte sich die Großmutter sich bei der Vermisstenanzeige noch
erinnern. Rebecca musste vor ihren Augen auf dem Flohmarkt gekidnappt worden
sein. Die Anzeige war 4 Tage her. Sophia beginnt ihre Gelenke zu zählen. Doch
schnell fasst sie sich wieder du rennt auf den Büro Flur. „Flohmarkt? Der
nächste? Wann? Nick! „der Kollege macht große Augen. „Was wollen sie denn dort?
Sie sind doch sonst so schickimicki.“ Und reicht ihr zögerlich einen Flyer über
den Empfangstresen. 14.7.! Heute! Sophia rennt los. Sie geht allein, doch das
ist ihr egal. Es ging alles zu schnell um noch einen Kollegen zu rufen. Sie
rennt um Rebeccas Leben als wäre es ihr eigenes. Dabei weiß sie doch, dass
niemand mehrere Mädchen auf einem öffentlichen Flohmarkt verstümmeln konnte.
Doch sie hofft weitere Hinweise und Antworten zu finden. Das reicht. Dort
angekommen rennt sie sofort mitten auf den Platz, drängelt sich vorbei an den
anderen Besuchern und Verkäufern. Schnell geht sie als Teil der Masse unter.
Wieder reißt sie sich selbst zusammen und kontrolliert ihren Atem. Einatmen;
ausatmen. Sie hört auf ihre Lunge und fühlt ihren sich hebenden und senkenden
Brustkorb. Dann beginnt sie sich unter die Besucher zu mischen und schaut sich
an jedem Stand um. Am Ende der Reihe sieht sie einen Verkäufer 2 Große Schränke
verkaufen. Alte moderige braune Holzschränke mit schnörkeligen Verzierungen.
Sie mimet eine Interessentin um mit dem Verkäufer Kontakt aufzunehmen. Schnell
wird jedoch klar, der kleine arme türkische Mitbürger wäre niemals zu so einer
Tat fähig. Sophia arbeitet jetzt schon 6 Jahre als Kriminalhauptkommissarin.
Sie ist eine der wenigen Frauen in diesem Job und hat sich ihre Position hart
erkämpft. Sie hat Erfahrung mit Tätern, und ihr Gefühl für Menschen lässt sie
nie im Stich. Jedoch fällt ihr jemand anderes ins Auge. Ein anderer
Interessent. Ein großer, schlaksiger Mann mit wilden schwarzen Haaren und
Anzug. Ein schöner Anzug dessen Jackett merkwürdig schief über die rechte
Schulter rutscht. Der passt wie Sophia auffällt nicht zum Rest. Denn er sieht
durch und durch ungepflegt aus. Seine Unterlippe steht immer ein Stück offen,
auch beim Sprechen. Seine Finger hält er beim Gestikulieren nicht gerade, eher
krumm. Ein kurioser Typ. „Hallo, wollten sie auch genau dieses Modell?“ spricht
er Sophia an, als ihm wohl ihr Blick aufgefallen sein muss. „Nein, nein schauen
sie nur“ antwortet sie und geht, teilweise verwundert über seine klare
Aussprache, die sie nicht erwartet hätte. Aus der Ferne beobachtet sie den
Stand der nun ohne Kunden bliebt. Nach 2h fährt sie niedergeschlagen ins Büro
zurück. Die dummen Sprüche von den Kollegen im Flur über ihren anfänglichen Euphemismus
überhört sie. Niedergeschlagen sucht sie in der Kartei nach dem Kuriosen
Möbelinteressenten. Und ohne das sie das Schicksal herausgefordert hat findet
sie ihn. Simon, 35, 1,90 groß, schwarze Haare, Angestellter beim G.O.P.,
aufgewachsen in einem Kinderheim, interessant. In einem Kinderheim mit Mädchen.
Er wurde damals im falschen Heim untergebracht doch aufgrund einer
eingetragenen Behinderung war es schwer ihn nochmal umzugewöhnen. Dies steht so
ausführlich in seiner Akte, weil er damals als Kind schon Mädchen beobachtet
habe und sie im Kinderheim gezwungen habe für ihn zu Tanzen. Sophia starrt auf
den Bildschirm. Bis ihr auffällt, dass dort kein Wohnort eingetragen ist. Sie
lässt einen Kollegen der Sache nachgehen. Und tatsächlich, 10Minuten später
bekommt sie Meldung, dass der Herr keine Wohnung hat. Aber wozu dann der Schrank.
Sophias Bauchgefühl ist geweckt und wieder geht sie schleunigst über den Flur.
„Na jetzt doch wieder Ikea“? überhört sie das Gelächter der anderen.
Normalerweise wäre sie ausgerastet, hätte ihre Kollegen rund gemacht und den
beschissenen Personalmangel beschuldigt. Doch heute nimmt sie ihre Dienstwaffe,
eine Schutzausrüstung, ihren Gürtel und geht unter den nervösen Blicken der
anderen aus dem Gebäude. Sie fährt los zum G.O.P. sich dessen bewusst, dass die
anderen ihr folgen denn der Fall hat höchste Priorität. Niemand weiß wo Rebecca
steckt. Aber nun ist sich Sophia sicher. Der Schrank. Das G.O.P. eine Requisite?
Die Mädchen. Die Gelenke. Tanz. In ihrem Kopf verbindet sich nun alles wie durch
einen fortlaufenden roten Faden.
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Seit Tagen des Wartens höre ich tatsächlich etwas. Schritte.
Mit einmal war ich mir nicht mehr sicher ob ich das will. Tage wartete ich
praktisch nur auf Ihn und jetzt? Soll ich um Hilfe rufen, ist er es? Ist es
jemand der nach mir sucht? Ich habe zu lange nachgedacht. Ich höre eine schwere
Tür, die sich öffnet. Ich stehe auf und presse mich mit aller Kraft an die
Rückwand des Schranks. Meine Nägel graben sich in das schon zerkratze Holz. Ich
traue mich nicht einmal mehr zu atmen. Trotz meiner zurückgedrückten Haltung
versuche ich etwas durch den Spalt der 2 Türen zu erkennen. Vergeblich. Doch
die Aura im Raum lässt mich spüren das er es sein muss. Ein greller Schein.
Luft. Licht. Ich bin benebelt und versuche vergeblich mir meine Hand vor die
Augen zu halten. Denn sie liegt schon längst in einem festen Griff. Ich erkenne
nur eine Silhouette. Mehr und mehr versuche ich meine Augen offen zu halten
doch durch die unerlässliche Dunkelheit schützen sich meine Pupillen vor dem
jetzigen Licht. Ich werde durch den Raum geführt und stoße an eine Wand.
Langsam erkenne ich. Ich bin in einem Keller, ein kleiner dunkler Raum überall
abgeklebt mit schwarzer Tapete. Warum? Ich komme zu mir. Er. Ich sehe ihn, ich
kenne ihn nicht. Er bewegt mich merkwürdig unhandlich gegen ein langes
Messbrett an dem er meine Größe abmisst. Ich möchte schreien, ich möchte mich
wehren aber ich bin so schwach. Ich habe Tagelang keine Stimme mehr gehört, und
selbst nicht einmal gesprochen. Leise flüstere ich „Warum bin ich hier, was
hast du mit mir vor, wo bin ich“. „Fragen, Fragen, Fragen lass uns sehen ob du
die Richtige bist.“ Grob umfasste er mit krummen Händen meine Taille. In seinen
Augen lag ein Glanz. Bringe ich ihn dazu? Nun habe ich mehr kraft „Wofür? Lass
mich los Hilfe Hilfe…. Du mieser“ Ey rief ich noch als er mich auf einen Tisch
legte. Ich lag weich. Kleider. Unzählige wunderschöne Kleider.“ Ich sah mich
um, wehrte mich nicht mehr für einen Moment. Er ließ auch lockerer. Der Raum
war leer. Schwarz, nur ein Schrank ein Tisch, die Kleider und ein Schminktisch
mit wunderschönem Frauenschmuck und Bürsten aus Silber. Ich sah ihn an. Was zum
Teufel wollte er nur von mir. Sein
Gesicht war merkwürdig weich. Er wirkte für einen Augenblick nicht mehr böse.
Er sah bemitleidenswert aus… nein! Was hast du mit mir vor? „Du, du sollst es
für mich machen““ Was machen?“ Ich versuchte mich mit voller Kraft los zu
reißen. Doch er hatte mehr in seinen krummen Händen. „Du musst es schaffen, du
bist hübsch“, „Du bist die eine“ „Ich wollte nichts mehr verstehen. Ich wollte
weg mit einmal weiteten sich meine Augen. Mein Brusthorb hob sich ihm entgegen.
Der Schmerz schnitt durch meinen gesamten Körper. Er folgte mir nicht mehr. „Es
tut mir leid, mein Schwan, du würdest mir doch nicht gehorchen. Es muss perfekt
sein. Ich werde dich leiten hab keine Angst „Ich hörte seine sinnlosen Aussagen
nicht. Ich versuchte den Schmerz zu überwinden. Mein Arm hatte er ausgekugelt.
Ich fang mich wieder und wollte nach ihm treten doch jede noch so kleine
Bewegung, ließ mich einen Schmerz spüren der grausam war. Ich war wehrlos. Ich
schrie ich schrie ich schrie, er legte mir die Hand auf den Mund du bürstete
mir die Haare. Doch auf ein Geräusch in der Tür riss ich meinen Kopf zur Seite
und die Bürste entriss mir ein Büschel. „Polizei, es ist vorbei. Machen sie den
Schrank auf.“ Ich war in Sicherheit. Oma muss es geschafft haben.
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Als ich erwachte sah ich das weiß um mich herum, es war weiß
alles weiß nicht schwarz. Sicherheit. Ich war im Krankenhaus ich machte mich
hoch doch mein Arm ließ mich nicht. Ich sah mich um. Neben mir lag eine
Zeitung: „Erfolgloser Schauspieler lässt die Puppen tanzen“ „Mädchen, wie
Puppen hübsch gemacht und in den schönsten Kleidern zurück in den Schrank
gesetzt. Der verurteilte Mörder ist gefasst. Es handelt sich um den
vorbestraften Simon, 35 Jahre, Angestellter Kuslissenarbeiter am G.O.P. Sein
Erfolg blieb aus. Daher entführte der 35-jährige die 3 Mädchen um sie in einer
Show wie Marionetten auf der Bühne Tanzen zu lassen. Die grausamen Taten
ereigneten sich direkt im Keller des bekannten G.O.P. Den Mädchen wurden
Gelenke ausgerenkt und mit unzähligen Fäden verbunden. 2 Mädchen erlagen bei
den außergewöhnlichen Foltermaßnahmen den Tod.“ Mein Blick viel auf mich, nein,
ein Mädchen das hätte mein Doppelgänger sein können. Sie Gelenke hingen an
Fäden von der Decke der Bühne. Sie würden den Bewegungen der Fäden folgen. Doch
sie war tot. Langsam blickte ich auf. Ich schaute ins nichts. Jetzt wusste ich
was er mit mir vor hatte. Und bei allen Vorstellungen die mich im Dunklen
gequält haben hätte ich mir dies nie ausmalen können. Doch da sah ich mich
hängen. In der Zeitung an den Fäden, als Puppe.
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